Eine gewisse japanische Kuriosität ist der spezielle Schwimmstil der Samurai - die altertümlichen japanischen Krieger. Noch heute wird dieser besondere Schwimmstil unterrichtet.
Wer schon einmal eine originalgetreue Samurai-Rüstung gesehen hat, weiß, sie mutet nicht nur gewichtig und martialisch an - sie ist es auch! Im Allgemeinen wiegt eine solche traditionelle Rüstung um die 15 Kilogramm , wobei dieses Gewicht schon an Land nicht einfach zu bewältigen ist. Noch schwieriger wird es zweifelsohne, wenn sich ein Samurai ins Schwimmbecken begibt, denn dann ist der Kampf gegen den Untergang eröffnet.
Und dennoch: Das Schwimmen in kompletter Kampfausrüstung ist in Japan eine Tradition, die jedoch immer mehr in Vergessenheit zu geraten droht. Entwickelt hat sich dieser "Sport" im 15. und 16. Jahrhundert im feudalen Japan, als die Samurai ihre Blütezeit erlebten. Damals handelte es sich für die Samurai weniger um einen Sport als um eine notwendig zu beherrschende Überlebensstrategie; so zum Beispiel wenn die berühmten Schwertkrieger in voller Kampfmontur vor ihren Feinden durch das Wasser fliehen mussten. So ist es kaum verwunderlich, dass der Schwimmstil dieser berühmten japanischen Krieger im Laufe der Zeit zu einem Teilgebiet der klassischen Kampfkünste avancierte.
Unter den Begriff "Japanische Schwimmstile" fallen zahlreiche traditionelle Schwimmstile aus Japan, die vor allem dadurch gekennzeichnet sind, dass sie ursprünglich kein Sport waren, sondern vielmehr eine notwendige und nützliche Technik, um sich - teilweise lautlos und unbemerkt wie beispielsweise die Ninja - im Wasser fortzubewegen und so an den Feind heranzuschleichen.
Heute subsumiert der Japanische Schwimmverband zwölf unterschiedliche japanische Schwimmstile unter diesem Terminus, wobei alle japanischen Schwimmstile im Vergleich zu den westlichen Schwimmstilen weniger effektiv und schnell sind. Allerdings sehen viele Japaner dies nicht als Manko an, denn der Reiz der Japanischen Schwimmstile bestehe darin, sich in Bezug auf Schönheit und Form mit dem Gegner zu messen und nicht in Bezug auf die Geschwindigkeit. Diese Maxime gilt auch heute noch, wenn die traditionellen Japanischen Schwimmstile im Schwimmbecken erlernt und geübt werden.
Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden japanische Schwimmstile in zahlreichen Schulen gelehrt, sodass sich viele Kinder im Schwimmbecken die traditionsreiche Schwimmkunst aneigneten. Leider geriet diese Technik dann immer mehr in Vergessenheit. Heutzutage existieren nur noch wenige Einrichtungen, die die Schwimmkunst der Samurai im Schwimmbecken an die nächste Generation oder andere Traditionsbewusste weitergeben. Die meisten der Schüler der japanischen Schwimmstile sind mittlerweile weiblich und bereits über 60 Jahre alt. Der Grund hierfür ist, dass eine kultivierte Japanerin neben dem Wissen um die klassische Teezeremonie und Ikebana auch das Samurai-Schwimmen zu den traditionellen Künsten zählt. So bleibt einer kultivierten Japanerin auch heutzutage nichts anderes übrig, als sich in traditioneller Kampfmontur ins Schwimmbecken zu begeben und den Kopf immer oben zu halten.